Die Mitglieder des Klimapaktes Flensburg e.V. setzen sich seit 2008 dafür ein, dass sich die Stadt Flensburg ab sofort auf einen Weg begibt, der uns zur CO2-Neutralität im Jahr 2040 führt. Um dieses ambitionierte langfristige Ziel erreichen zu können, ist es erforderlich, die Treibhausgasemissionen in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens kontinuierlich zu reduzieren. Es ist ohne Zweifel möglich, die notwendigen Maßnahmen auf kommunaler Ebene erfolgreich durchzuführen und damit einen Beitrag zur Lösung des globalen Problems
Klimawandel zu leisten. Die Voraussetzung dafür ist, dass bereits heute die Weichen für diese Entwicklung gestellt werden und die Flensburger Bürger, Unternehmen und Organisationen dabei zusammen an einem Strang ziehen.
Dass in Sachen Klimaschutz viel erreicht werden muss, hat das Gutachten der Universität Flensburg aus dem Jahr 2010 gezeigt. Darin sind zum einen die derzeit in Flensburg verursachten Treibhausgasemissionen festgehalten (Bestandsaufnahme Energieverbrauch und CO2-Emissionen). Zum anderen wird dargestellt, wie sich der Ausstoß der klimaschädlichen Gase bis zum Jahr 2040 entwickeln wird, wenn wir so weiter machen wie bisher und keine zusätzlichen Maßnahmen ergreifen (Business As Usual Szenario).
Spätestens seitdem der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) im Jahr 2007 seinen vierten Sachstandbericht zu den Ursachen, Auswirkungen des Klimawandels veröffentlicht hat, steht außer Zweifel, dass die Menschheit ganz erheblich zur Veränderung des Weltklimas beiträgt. Der Bericht zeigt auch, dass ohne eine drastische Reduzierung der Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2040 katastrophale Folgen drohen. Aus den heute vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen wird klar, dass möglichst rasch und zielgerichtet gehandelt werden muss.
Sollten die Treibhausgasemissionen weltweit auch über das Jahr 2040 hinaus weiter zunehmen, könnte dies zur Folge haben, dass ein Anstieg des Meeresspiegels von bis zu 7 Metern eintritt. Auch wenn dieser Anstieg mehrere hundert Jahre dauern würde, so wäre die durch unser gegenwärtiges Handeln hervorgerufene Entwicklung nicht mehr umkehrbar.
Die Klimapolitik auf der gesamtstaatlichen und überstaatlichen Ebene wird derzeit mit dem Ziel vorangetrieben, die globalen Emissionen bis zum Jahr 2040 zu halbieren. Dabei wird es notwendig sein, dass die Emissionen der Industrieländer wie Deutschland um mindestens 80 % reduziert werden. Die Bundesregierung hat sich öffentlich dafür ausgesprochen und arbeitet darauf hin, dass dieses Ziel von allen großen Industrieländern der Welt unterstützt wird.
Auch wenn nationale und internationale Politiken für die angestrebte Entwicklung maßgebend sind, so ist es doch sehr wichtig, dass Klimaschutzmaßnahmen auf der kommunalen Ebene mit Engagement initiiert und umgesetzt werden. Nur hier sind alle wichtigen Akteure direkt ansprechbar und nur auf der kommunalen Ebene lassen sich die notwendigen Aktivitäten in allen Teilbereichen erfolgreich koordinieren und zu einem widerspruchsfreien Gesamtkonzept zusammenfügen.
In einer vorangegangenen Studie hat die Universität Flensburg untersucht, wie sich der Energiebedarf und die Treibhausgasemissionen in Flensburg bis zum Jahr 2040 ohne weitere Anstrengungen bezüglich des Klimaschutzes entwickeln würden. In diesem ‘Business-as-Usual-Szenario’ werden lediglich die Auswirkungen jener Vorgaben aus der Politik zur Verbrauchs- und Emissionsreduzierung beachtet, die bereits bis heute beschlossen worden sind.
Ohne weitere Maßnahmen sinken die Treibhausgasemissionen in Flensburg von ca. 1 Mio. t CO₂im Jahr 1990 um 20 % auf 0,8 Mio. t CO₂ im Jahr 2040. Um die dramatischen Folgen des Klimawandels zu verhindern, müssen die Industrienationen ihre CO₂-Emissionen hingegen um mindestens 80 % reduzieren.
Gutachten Business-As-Usual Szenario
Die Ergebnisse dieser Prognose verdeutlichen, dass die bisherigen Anstrengungen zur Senkung des Energieverbrauches und der CO₂-Emissionen bei weitem nicht ausreichen. Das Ziel des Klimapakt Flensburg e.V., bis zum Jahr 2040 CO₂-Neutralität zu erreichen, wird ohne umfassende und koordinierte Klimaschutzmaßnahmen nicht zu erreichen sein.
Der direkte Energieverbrauch der Flensburger Bürgerinnen und Bürger resultiert aus der Beheizung und Stromversorgung privater Wohnungen sowie aus der Nutzung von privaten Kraftfahrzeugen, Bussen und Taxen. Im Durchschnitt verbrauchte jede FlensburgerIn im Jahr 2013 ca. 16.000 kWh an Energie. Dies entspricht jährlichen Energiekosten von fast 2.000 € pro Kopf!
Pro Jahr ist eine FlensburgerIn damit verantwortlich für ca. 9 Tonnen CO₂-Emissionen! Das sind immer noch 50 % mehr als die Pro-Kopf-Emissionen in der Volksrepublik China und fast sechsmal so viel wie im Schwellenland Indien!
Liegen Sie über oder unter dem Flensburger Durchschnitt? Hier können Sie Ihre persönliche aktuelle CO2-Bilanz berechnen:
http://uba.klimaktiv-co2-rechner.de/de_DE/page/footprint/
Zwischen Oktober 2010 und September 2011 wurde im Auftrag der Stadt Flensburg und mit Unterstützung des Klimapakt Flensburg e.V. das integrierte Klimaschutzkonzept für die Stadt Flensburg erstellt.
Gefördert wurde das Vorhaben aus den Mitteln der Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums sowie durch die finanzielle Unterstützung des Klimapakt Flensburg e.V. und der Stadt Flensburg. Das Klimaschutzkonzept wurde im Dezember 2011 der Flensburger Öffentlichkeit präsentiert. Die Studie zeigt, dass es für Flensburg möglich sein wird, bis zum Jahr 2040 das Ziel der CO₂-Neutralität zu erreichen.
Im integrierten Klimaschutzkonzept wurden sämtliche Sektoren der Stadt detailliert und übergreifend betrachtet: Haushalte, Verkehr, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, Industrie sowie Energieversorgung.
In Form eines detaillierten Handlungsplanes macht das Konzept den aus heutiger Sicht bestmöglichen Weg zur CO₂-Neutralität deutlich. Es wird aufgezeigt, wer (welche Akteure oder Bevölkerungsgruppen?) wann (zu welchem Zeitpunkt bis zum Jahr 2040?) wie (durch die Umsetzung welcher Maßnahmen?) zur Zielerreichung beitragen kann.
Um entscheiden zu können, welche Kombination aus Maßnahmen für Flensburg den optimalen Weg darstellt, war es zunächst einmal notwendig, wichtige Bewertungskriterien für die identifizierten Maßnahmen aufzustellen. Das zu entwickelnde Konzept erfüllt die folgenden Kriterien:
1) Die entwickelten Maßnahmen sind langfristig unter Berücksichtigung aller Kosten gegenüber einer fossilen Energieversorgung wirtschaftlich und gewährleisten eine hohe Versorgungssicherheit.
2) Eine enge Vernetzung der Maßnahmen in einem sektorübergreifenden Zusammenhang ermöglichte die Entwicklung eines stimmigen und damit für die Gesamtheit der Akteure optimalen integrierten Gesamtkonzepts.
3) Der Entwicklung des Konzepts wurde von Anfang an eine hohe Unterstützung durch die Bevölkerung und der ansässigen Unternehmen und Institutionen zuteil. Durch die Einbindung von knapp 200 Workshopteilnehmern aus 50 Unternehmen und Einrichtungen wurde verhindert, dass ein extern entwickelter Plan ohne die Einbindung der relevanten Akteure „übergestülpt“ wurde.
4) Die Umsetzung des Maßnahmenplans kann nach der Festlegung der entsprechenden Maßnahmen im Klimaschutzkonzept beginnen und unter der Einbindung aller beteiligten Akteure erfolgen. Die Erfahrung und das Know-How aller relevanten Gruppen kann dabei genutzt werden.
Es wurden im Rahmen der Konzepterstellung insgesamt 16 thematische Workshops durchgeführt. Die Ergebnisse wurden dokumentiert, sektorübergreifend zusammengefasst und als wichtigste Basis für die Ausgestaltung des Maßnahmenkatalogs genutzt.
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