Die Klimaneutralität vor den zeitlichen Vorgaben des jeweils aktuellen Klimaschutzgesetzes bis 2035 zu erreichen, lautet das ambitionierte Ziel des Versorgers. Grundlage hierfür bildet die Strategie „SWFL 21.x: Kurs grün und digital“ mit den hier festgesetzten Zielen. Basierend auf der Strategie, soll die grüne Transformation in drei Phasen erfolgen.
Der zentrale Hebel für die Flensburger Energiewende ist das flächendeckende Fernwärmenetz der Stadtwerke. Über 90 Prozent der Haushalte werden mit Wärme aus dem Flensburger Heizkraftwerk versorgt. Für eine Stadt dieser Größe ist das deutschlandweit einmalig. Wir haben somit die einmalige Chance, durch zentrale Maßnahmen eine ganze Stadt bei der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung voranzubringen. Wird die Wärme klimaneutral produziert, leisten die Stadtwerke Flensburg einen erheblichen Teil zum Klimaschutz der Stadt Flensburg.
Ziel ist es, die klimaneutrale Energieversorgung vor den zeitlichen Anforderungen des jeweils gültigen Klimaschutzgesetzes zu erreichen. Dazu soll auf Basis des Bundesförderungsprogramms „Effiziente Wärmenetze“ der Transformationsplan für Wärme stehen, in dem die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen konkretisiert wird.
Dazu muss das Flensburger Fernwärmesystem als entscheidender Stellhebel systematisch umgebaut werden. Denn der Ausstieg aus fossilen
Brennstoffen ist ein komplexer Prozess und kann nur schrittweise erfolgen. Wichtige Elemente sind hierbei die Erzeugungsanlagen und das Fernwärmenetz, das die zentrale Einbindung verschiedener großtechnischer, ggf. auch dezentraler Erzeugungs- und Speichertechnologien ermöglicht. Auch die Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit CO₂-neutraler Energieträger, wie beispielsweise regenerativ erzeugter Strom und grüne Gase, spielt eine Rolle für den Transformationsplan.
Um langfristig das Energiesystem der Zukunft umzusetzen, wird das Flensburger Energiesystem in drei Phasen klimaneutral, wobei sich der Übergang zwischen den einzelnen Phasen fließend gestalten wird.
In der ersten Phase erfolgt der Kohleausstieg durch den Umstieg auf klimafreundlicheres Erdgas. Dazu werden im Flensburger Kraftwerk vier von fünf Kohlekesseln durch zwei moderne Gas- und Dampfturbinenanlagen (GuD) ersetzt. Eine GuD-Anlage, Kessel 12, haben wir bereits seit 2016 in Betrieb. Die zweite, Kessel 13, soll erstmals in diesem Jahr ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Die flexiblen Anlagen können die schwankende Stromerzeugung aus den regenerativen Quellen optimal ergänzen.
Auch wenn sich dieser Einsatz durch die geopolitische Lage verzögern kann, halten die Stadtwerke an ihrer Strategie fest. Die Substitution von Kohle durch Erdgas spart 40 Prozent der CO₂-Emissionen bei gleicher Erzeugungsmenge ein.
In der Strategie ist verankert, dass die Stadtwerke Flensburg keine weiteren Kraftwerke auf fossiler Basis bauen werden. Spätestens ab 2030 erfolgt der Verzicht auf Kohle in der Energieerzeugung.
In Phase zwei beginnt die Elektrifizierung der Wärmeerzeugung in großem Stil: Im Jahr 2023 werden die Stadtwerke einen zweiten Elektrodenheizkessel (EHK) ans Netz bringen und dadurch mit Strom Wärme erzeugen. Durch einen großen Wärmespeicher kann diese Energie „gelagert“ und zu dem Zeitpunkt wieder abgegeben werden, an dem sie benötigt wird. Nach diesem System arbeitet bereits der erste EHK mit Wärmespeicher.
Im zweiten Schritt der Elektrifizierung werden Großwärmepumpen in das Flensburger Heizkraftwerk integriert. Durch den Standort an der Flensburger Förde kann die Wärme des Förde-Wassers mittels Öko-Stroms zu Heizenergie umgewandelt werden. Mit diesem Verfahren wollen wir den CO₂-Ausstoß unseres Heizkraftwerks ab 2026 weiter deutlich reduzieren, denn Großwärmepumpen arbeiten ohne Emissionen. Nach der Ergänzung der schwankenden Stromerzeugung durch regenerative Erzeugung mit den flexiblen GuD-Anlagen folgt damit die Nutzung von regenerativ erzeugtem Strom für die Fernwärmeerzeugung.
Für die grüne Transformation ist in der dritten Phase der Einsatz von grünen Gasen und Biomasse geplant. Dafür ist es entscheidend, wann und zu welchem Preis grüne Gase in entsprechenden Mengen für die Energieversorgung zur Verfügung stehen.
Die Gasturbinen der GuD-Anlagen Kessel 12 und Kessel 13 sind H2-ready, also für den Einsatz grüner Gase vorbereitet. So können die Stadtwerke Flensburg auch bei früherer Verfügbarkeit grüner Gase flexibel reagieren und diese im Kraftwerk einsetzen.
Beim Einsatz von Biomasse ist Voraussetzung, dass sie als nachhaltig anerkannt ist. Weitere Komponenten des grünen Energiesystems der Zukunft könnten, wie das Schaubild zeigt, Solarthermie, dezentrale Wärme-Einspeiser oder dezentrale Wärmepumpen sein.
Das Energiesystem der Zukunft: Die Grafik zeigt Möglichkeiten auf, wie die Flensburger Strom- und Wärmeversorgung zukünftig
klimaneutral gestaltet werden kann.
Die Stadtwerke Flensburg haben einen Arbeitskreis Transformation ins Leben gerufen. Es soll ein gemeinsamer Plan für die Transformation der Flensburger Energieversorgung zur Klimaneutralität gestaltet und erarbeitet werden. Am 22. Februar 2022 fand die erste gemeinsame Sitzung der Arbeitsgruppe statt. Die 14 Teilnehmer stammen aus unterschiedlichen Bereichen: Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat der Stadtwerke, der Stadt Flensburg, dem Klimabegehren Flensburg und natürlich den Stadtwerken selbst.
Grundsätzlich haben alle Teilnehmer des Arbeitskreises das gleiche Ziel: Eine klimaneutrale Energieversorgung der Stadt Flensburg durch die Stadtwerke Flensburg. Inhaltlich besteht in vielen Punkten hinsichtlich der Technik, die zukünftig klimaneutral Energie erzeugen soll, Einigkeit. Hohe Unsicherheit gibt es beim Einsatz von Wasserstoff.
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